Die Top-4 Aspekte eines “gesunden Unternehmens”

Gesunde Mitarbeiter – gesundes Unternehmen

Das ist mein Slogan. Daher werde ich von potenziellen Klienten wie aber auch auf Netzwerkveranstaltungen immer wieder gefragt, ob bzw. in welchem Bereich ich denn im BGM tätig sei und welche Maßnahmen ich konkret anbieten würde. Meine Antwort ist regelmäßig länger als ein Satz, um das ganze aufzuklären. Denn die meinen Menschen verbinden im einem BGM Maßnahmen wie Rückenkurse, Entspannungskurse oder Stressprävention. Diese sind natürlich unbestritten wichtig, um die Gesundheit der Mitarbeitenden gesund zu erhalten und evtl. dadurch langfristig Fehlzeiten zu reduzieren. Allerdings sind solche Bausteine der Betrieblichen Gesundheits-Förderung (BGF) nur ein Bruchteil dessen, was ein gesundes Unternehmen ausmacht – oder zumindest meinem Verständnis davon.

Einen viel größeren Hebel haben meiner Meinung nach nämlich insbesondere die folgenden 4 Aspekte:

Betriebswirtschaftliche Gesundheit

Was ich unter Betriebswirtschaftlicher Gesundheit verstehe, habe ich bereits in diesem Beitrag beschrieben. Nicht zuletzt kann ein Unternehmen nur dann gesund sein, wenn auch “die Zahlen” passen. “Ist das nicht selbst verständlich?”, fragen Sie sich vielleicht. Klar. Natürlich müssen die Zahlen passen, müssen sich Investitionen rechnen und die Liquidität gegeben sein. Als frühere Controllerin weiss ich das nur zu gut. Betriebswirtschaftliche Gesundheit ist wie ein Fundament für ein “gesundes Unternehmen”.

Leider kommt es immer wieder einmal vor, dass die Inhaber, Gesellschafter oder Aktionäre von der betriebswirtschaftlich positiven Situation profitieren, gleichzeitig jedoch die Beschäftigten das Gefühl haben “ausgeknautscht” oder nicht angemessen entlohnt zu werden. Das ist dann nicht das, was ich unter betriebswirtschaftlicher Gesundheit verstehe. Natürlich darf jeder Unternehmer, Investor oder Inhaber mit den Früchten seines Erfolges tun und lassen, wie es ihm oder ihr beliebt. An “echter” betriebswirtschaftlicher Gesundheit, wie ich sie meine, können aber sich alle erfreuen: Inhaberinnen und Inhaber, Aktionäre, Führungskräfte und genauso auch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Denn sie alle – ob sie nun Projekte leiten oder die Kaffeemaschine putzen – leisten ja auch ihren Beitrag zum Erfolg. Und idealerweise partizipiert auch noch die Gesellschaft bzw. ein Teil an dem Erfolg.

Der Zusammenhang mit der Mitarbeiter-Gesundheit ist logisch: Geht es Ihrem Unternehmen finanziell gut und steht es auf sicheren finanziellen Füßen, so bietet das Unternehmen den Beschäftigten eine gute Perspektive für die Zukunft. Sei es in Bezug auf eine mögliche Karriere oder was die Sicherheit des Arbeitsplatzes betrifft. Sicherheit für die eigene Lebensplanung, die Familiengründung oder den Hausbau zu haben, sorgt dafür, dass Mitarbeiter:innen sich gut aufgehoben und fair behandelt oder wertgeschätzt fühlen. Diese Sicherheit reduziert auch bedeutend den Stresslevel. Dadurch sind sie dann nicht nur deutlich konzentrierter weil entspannter bei der Sache, sondern oftmals auch gerne mal bereit, eine Extra-Meile zu gehen oder einzuspringen, wenn Not am Mann oder der an der Frau sind. Engagement und Begeisterung für die Arbeit sind die Folge, die Ihrem Unternehmenserfolg einen weiteren Boost verleihen.

Gesunde Strukturen

Ein weiterer Beitrag zu einem gesunden Unternehmen leisten gesunde Rahmenbedingungen. Rahmenbedingungen heißt, dass zu aller erst einmal der gesetzliche Arbeitsschutz eingehalten wird (inkl. der Länge und Verteilung der Arbeitszeiten!). Außerdem zählt noch dazu: Wie ist der Arbeitsplatz gestaltet, egal ob Großraum-Büro, Einzelarbeitsplatz oder Homeoffice, wie ist die technische und/oder ergonomische Ausstattung? Wie sieht der Umgang miteinander aus? Bietet die Arbeitstätigkeit auch ein soziales Umfeld, das die Gesundheit eher fördert oder eher schwächt.

Und natürlich gehört auch zu den Rahmenbedingungen, ob die Menschen angemessen honoriert werden. Honorieren bezieht sich natürlich einerseits – und nicht ganz unerheblich – auf das Gehalt und andererseits auch auf eine Art immaterielle Wertschätzung. Denn Menschen ticken unterschiedlich: Der eine freut sich über eine Sonderzahlung oder Incentives, und die andere eher über Lob und Komplimente.  Wieder jemand anders fühlt sich durch Aufmerksamkeit und tiefe Gespräche wertgeschätzt (wenn Sie hierüber mehr erfahren möchten, suchen Sie doch am besten im Internet nach dem Stichwort “Sprachen der Wertschätzung”).

Da sind wir dann ganz schnell beim Thema Führung und Vertrauen. Denn Führungskräfte sind Vorbilder. In die positive wie in die negative Ausprägung. Leben die Führungskräfte einen wertschätzenden Umgang vor oder eher das Gegenteil. Welcher Umgang wird gepflegt? Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass das, was manche vielleicht witzig meinen nicht immer von allen als witzig empfunden wird – insbesondere, wenn es gesellschaftliche Minderheiten betrifft. Da braucht man als betroffene Person mitunter viel Mut, um seine Grenzen (und die des Humors) aufzuzeigen.

Die Reaktion einer Führungskraft kann von: “Ach, stell dich nicht so an, das war nicht bös gemeint” bis hin zu: “Es tut mir leid, wenn ich Dich mit meiner Aussage verletzt habe, das war nicht meine Absicht” reichen. An dieser Rekation orientiert sich der Rest des Teams. Und wird das Verhalten, das ein einzelner evtl. als verletzend oder diskriminierend empfindet, entweder fortsetzen oder zukünftig unterlassen.

Wieviel Mut ist bei Ihnen erforderlich, um vermeintliche Witzigkeit aufzuzeigen?

Sinnhafte Arbeit

Maslow Bedürfnispyramide

Grafik von: LMU Dozent Medizin; Eigenes Werk (Originaltext: selbst erstellt) CC BY-SA 3.0 de, Link

Was ist denn eine sinnstiftende Arbeit? Die Antwort darauf wird so vielfältig sein, wie Sie Menschen Fragen. Denn jeder Mensch empfindet etwas anderes als sinnvoll. Durch meine Arbeit mit Menschen völlig verschiedener sozio-demografischer Hintergründe (von Managern über Betriebsräte, Studierende und “normale” Beschäftigte bis hin zu Arbeitslosen) ist mir bewusst geworden, dass sich das Verständnis von “sinnhafter Arbeit” auf allen Ebenen der Maslow’schen Bedürfnispyramide bewegen kann. Das hängt natürlich von sehr verschiedenen Faktoren ab, wie der Ausbildung, dem kulturellen Background, der Lebensphase oder oder oder.

Für manche der langzeitarbeitslosen oder geflüchteten Menschen, mit denen ich beispielsweise gearbeitet habe, besteht der Sinn von Arbeit primär darin, Nahrung und/oder ein Dach über dem Kopf zu haben (Level 1 der Bedürfnispyramide), für die anderen besteht der Sinn der Arbeit, Sicherheit, oder auch Planungssicherheit für die eigenen Zukunft zu haben (siehe oben; Level 2 der Bedürfnispyramide). Wiederum andere gehen zur Arbeit (oder bleiben in dem Job, obwohl er ihnen nicht gefällt), weil “die Leute dort so nett sind”. Und den nächsten ermöglicht Arbeit, sich Statussymbole zu leisten zu können um dadurch mehr Anerkennung im Außen zu bekommen (Level 4 der Bedürfnispyramide). Und natürlich gibt es auch genügend Menschen, die Arbeiten um sich selbst zu verwirklichen (Level 5 der Pyramide) – wobei ich dabei auch etliche hochtalentierte und berufserfahrene Menschen  getroffen haben, die eben genau deshalb ihre bisherige Arbeit bzw. Organisation verlassen haben, weil sie das Gefühl hatten, sich dort nicht mehr verwirklichen zu können.

Jedes Level hat, denke ich, seine berechtigte Relevanz und trifft auf den oder die eine oder andere mehr oder weniger stark zu. Haben Sie sich mal überlegt, welche Bedürfnisbefriedigung Ihren jeweiligen Mitarbeiter:innen am wichtigsten ist? Und in welchem Umfang sie in Ihrem Unternehmen gewährleistet ist?

Gesunde Mitarbeiter

Jetzt kommen sie endlich, die Themen wie Rücken- und Entspannungskurse, Ergonomieberatung oder der Obstkorb. “Aber warum erst an vierter Stelle?”, werden Sie sich möglicherweise fragen. Ganz einfach deshalb, weil sich das schon aus dem Arbeitsschutzgesetz (ArbSchG) so ergibt. In § 4 Satz 2 heißt es: “Gefahren sind an ihrer Quelle zu bekämpfen” und in Satz 5: “Individuelle Schutzmaßnahmen sind nachrangig zu anderen Maßnahmen.” Übertragen auf die Prävention heißt das: Erst Verhältnisprävention (Rahmenbedingung, Prozesse, Führung), dann Verhaltensprävention. Die Ergonomieberatung für den Arbeitsplatz sehe ich dabei noch vor allem anderen.

Solche Präventionsmaßnahmen in Anspruch zu nehmen, davon profitiert einerseits der Arbeitgeber und andererseits die Arbeitnehmer selbst, denn wer gesund ist, kann ja auch seine Freizeit viel besser genießen. So bin ich persönlich der Meinung, dass es durchaus zumutbar ist, dass Zeiteinsatz und finanzieller Beitrag für Nichtraucher-, Entspannungs- oder Rückenkurse durchaus geteilt werden können.

Unternehmen Sie schon Gesundheit?

Insofern ist natürlich die körperliche und psychische Gesundheit der Mitarbeitenden ein wichtiger Faktor, aber eben nur einer von vielen.

Gleichzeitig denke ich aber auch: Obstkörbe sind nur ein Sahnehäubchen. Niemand wird wegen des Obstkorbes neu in einem Unternehmen anfangen. Viel eher werden Mitarbeitende aber Ihr Unternehmen verlassen, wenn wirtschaftliche Sicherheit oder gesunde Strukturen und Führung nicht gegeben sind oder die eigene Arbeit nicht als sinnhaft empfunden wird und keine Möglichkeit besteht, dies anzupassen.

Gerne stehe ich Ihnen für Fragen oder einen 15 min kostenlosen Austausch über die Situation in Ihrem Unternehmen zu Verfügung. Vereinbaren Sie hier Ihren Termin:


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